Die Natur muß gefühlt werden,
wer nur sieht und abstrahirt,
kann ein Menschenalter,
im Lebensgedränge der glühenden Tropenwelt,
Pflanzen und Thiere zergliedern,
er wird die Natur zu beschreiben glauben,
ihr selbst aber ewig fremd sein.
Der öffentliche Raum ist das Fundament des städtischen Lebens. Er ist der Raum, der uns allen gemeinsam gehört. Doch heute steht die Stadt – ebenso wie ihre Bewohner*innen, Pflanzen und Tiere – unter Stress: Extreme Hitzewellen und Starkregen gehören bereits heute oder in naher Zukunft zum urbanen Alltag, mit teils katastrophalen Folgen für unser tägliches Leben, unsere Gesundheit, unsere Infrastruktur und unsere Wirtschaft. Über Jahrzehnte hinweg haben sich Architektur und Bauindustrie vor allem darauf konzentriert, den Energieverbrauch zu senken, den Komfort in Innenräumen zu steigern und technische Lösungen zu optimieren. Doch angesichts der globalen und urbanen Erwärmung braucht es jetzt eine neue Priorität: die klimaangepasste Gestaltung des öffentlichen Raums.
Die Handlungsprinzipien sind weder neu noch unbekannt. Wir wissen, welche Strategien notwendig sind, um die Lebensqualität in unseren Städten zu sichern: Flächen entsiegeln; klimaadaptive Regenwassersysteme, Verschattung und Belüftung umsetzen – und vor allem: die zentrale Rolle von Bäumen im öffentlichen Raum anerkennen. Wir wissen, was zu tun ist. Warum also zögern wir?
Verfestigtes und zunehmend spezialisiertes Sektorendenken, das Festhalten an tradierten Planungsprozessen und überholte Prioritäten bremsen die notwendige Transformation. Doch die vielleicht größte Hürde liegt tiefer: Die Dringlichkeit der Klimakrise hat sich noch immer nicht ausreichend in unser kollektives Bewusstsein eingeschrieben.
Wir müssen beginnen, sie zu spüren. STRESSTEST ist ein Weckruf – an Architektinnen, Landschaftsarchitektinnen, Verwaltung, Investor*innen und alle, die Stadt ihr Zuhause nennen. Er ist zugleich Aufforderung und Einladung: Verantwortung zu teilen – und mit Mut, Kreativität und Entschlossenheit zu handeln.
Klimabewusstes Ausstellungsdesign
STRESSTEST wird mit Solarenergie betrieben – erzeugt durch die erste Photovoltaikanlage, die jemals auf einem denkmalgeschützten Gebäude in Venedig installiert wurde. Die Anlage bleibt auch nach Ende der Ausstellung auf dem Dach des Deutschen Pavillons bestehen. Alle verwendeten Materialien sind Teil eines zirkulären Ressourcenkreislaufs: Einige stammen von der Biennale Arte 2024, andere sind geliehen oder für die Wiederverwendung vorgesehen. Die hier gepflanzten Bäume werden nach der Ausstellung in Venedig eingepflanzt – ein nachhaltiger Beitrag zu kühleren Städten und kollektiver Resilienz.